Carla Porcububble – A Revolution to Dance to

Musik hat mich mein Leben lang begleitet. Inspiriert, befreit, angestachelt, ermutigt, wütend gemacht, mir Kampfgeist verliehen und mich auch wieder befriedet. Viel meiner Politisierung kommt sicherlich aus meinen Vorlieben für die Musik der in irgendeiner Form Unterdrückten, die sich nicht zuletzt durch diese Ausdrucksweise ihre Stimme zurückholten: Jazz, Soul, Funk, HipHop, Reggae, Afrobeat..
Im Zuge der Vorbereitungen für meinen Freitod habe ich meine gesamte Wohnung ausgeräumt, ich wollte niemandem Arbeit hinterlassen (wohl eine eigene, vermutlich seltsame Art der Fürsorglichkeit und des Verantwortungsbewusstseins). Hunderte Kilo Bücher sind gewichen, ein Haufen Graffl aus Afrika, dutzende Pflanzen haben ein neues zu Hause finden müssen. Doch von meinen Instrumenten konnt ich mich nicht so leicht trennen. Instrumente haben revolutionäres Potenzial – das soll genutzt werden. Zur Auswahl gibt es eine E-Gitarre, eine Konzertgitarre, eine E-Akustik-Westerngitarre, ein Keyboard und ein komplettes Schlagzeug.
Die Liste der Kämpfe in denen Musik eine wichtige Rolle gespielt hat ist schier endlos. Mit diesem Foto versuche ich mit Amandla Awethu (Power to the People) [*], der Parole der Bewegung, die letztendlich das Apartheidsregime in Südafrika gestürzt hat, in Erinnerung zu rufen wie stark die internationale Solidaritätsbewegung auch musikalisch geprägt war.
Wenn du ermächtigende Musik machst und eines der unten angeführten Instrumente brauchen kannst, schreib ein Lied, veröffentliche es in irgendeiner Form und schick den Link (und Instrumentenwunsch) bis Ende Mai 2020 an norevolutionwithoutmusic@riseup.net.
Genre und Sprache sollen egal sein – Musik muss Grenzen überwinden (Wobei Untertitel sicherlich nicht schaden können). In diesem Sinne seien vor allem Geflüchtete, Menschen mit Migrationshintergrund, PoC, und FLINT angehalten sich ein Instrument abzuholen und ihre Politik in die Welt hinauszuposaunen. Natürlich werden auch bereits bestehende Acts & Bands oder einschlägige Institutionen wie Frauenhäuser oder Institutionen zur Betreuung von geflüchteten Minderjähringen nicht ausgeschlossen – hauptsache es kommt revolutionäre Musik dabei raus.
Wäre doch cool wenn sich unter #NoRevolutionWithoutMusic der Soundtrack zur politischen Agenda in Österreich zusammensammelt und sich vielleicht sogar ein paar gleichgesinnte Menschen dabei treffen, die sonst nicht zusammenkämen.
Ich bitte dementsprechend auch alle Menschen, die die Idee gut finden und Menschen, die sich andernfalls vielleicht kein Instrument leisten könnten zu einem verhelfen wollen diese Möglichkeit zu bewerben – und zwar in möglichst vielen Sprachen.
Premier Schlagzeug in dunkelrot mit Anatolian Rides. Toms: 32, 34, 42 Zoll, Bass: 58, Snare 37. HiHat 14 Zoll, und 2 Rides 16 und 20 Zoll. Dazu gibt es Transport-Boxen und Schalldämpfer zum Üben auch in Wohngebieten. Neu hat es damals €5.000 gekostet.
Dunkelgrüne Squier Strat mit Orange Crush Verstärker, Tasche, Ständer, den nötigen Kabeln und einem Ibanez Verzerrer. Neuwert damals €480.
Dunkelrot & schwarze Ibanez Akustik- & E-Westerngitarre mit eingebautem Stimmgerät und EQ. Dazu gibt’s eine Tasche und die Wandaufhängung. Neuwert €400.
Meine heißgeliebte Akustik-Konzertgitarre. Zuletzt wurden Bach Cello-Suiten auf ihr gespielt. Nur etwas für Menschen die ihre Fingernägel mit dem feinsten Schleifpapier bearbeiten um auch wirklich den besten Klang herauszubekommen. Einzelstück von einem österreichischen Gitarrenbauer und Konzertgitarristen. Mit kommt ein sehr stabiler Koffer, Capo und Bottleneck, ein paar extra Hannabach Saiten, die Fußbank, ein Stimmgerät und ein elektronisches Metronom. Ich bitte sie in Ehren zu halten. 😉 Wert €2.500.
Keyboard mit Tasche und Ständer, Yamaha PSR-E423. Ca €250.

[*] Hier sind jetzt wohl noch ein paar Gedanken zur Cultural Appropriation Debatte nötig. Ich habe meine Dreads seit 15 Jahren – lasst euch von ihrer Kürze nicht täuschen, sie wurden regelmäßig gekürzt. Sie zeigen meine politische Identität, sie sind Zeichen meiner Solidarität und das hat noch jede schwarze Person in Österreich so empfangen. Die Kontexte sind natürlich anderswo andere, in den USA hätt ich sie vermutlich nicht. Aber in Österreich habe ich stark den Eindruck, die Debatte wird vor allem von wenig progressiven Kräften vorangetrieben, die damit versuchen Solidarität zu unterbinden, während schwarze Menschen oftmals aufgrund meiner Dreads zu mir kommen wenn ihnen im öffentlichen Leben Rassismus widerfährt. Meine Gedanken sind vielfältig, aber ich wusste für mich stets: wenn dann für’s Leben, wenn dann als Zeichen einer Politik, niemals als Fashion. Wirklich gut empfand ich immer diesen Beitrag, der fasst meine Herangehensweise sehr gut zusammen. Ein Auszug:

„…Dreadlocks stünden legitim nur Schwarzen zu. Das ist eine Re-Essenzialisierung, also die Wiedereinführung der Behauptung einer Wesensverbindung. Mit der Durchsetzung poststrukturalistischer Theorieansätze galten solche Wesensbestimmungen eigentlich als passé – deshalb die Vorsilbe Re-. Denn sie ist analytisch wie auch politisch extrem problematisch. Politisch ist sie vor allem deshalb so gefährlich – so viel sei vorweggenommen –, weil sie in letzter Konsequenz Solidarität unmöglich macht. […] Wenn aber nur denjenigen die Legitimität zum Protest zugestanden wird, die direkt von einem kapitalistischen Übel betroffen sind, am besten noch auf Leben und Tod, dann ist jede Form von Bündnis und Allianz unmöglich.“